Zwei Wochen Heimat

by MaMo — on  ,  ,  , 

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Da sind wir doch wirklich die letzten 2 Wochen nur 200km Rad gefahren. Kaum zu glauben, eigentlich sind wir nur bis zur Schule und zurück geradelt. Das hat uns auch wieder ein kleines Packet Zusatzenergie gebracht, andere würden es Fett nennen.

Nach einer sehr schnellen 90km Etappe, sind wir Freitag vor 2 Wochen in Puerto Madryn angekommen. Nach einem Eis zum Mittagessen, haben wir unser Zelt auf dem ACA-Campingplatz aufgeschlagen. Dies sollte unsere Heimat für die nächsten 2 Wochen werden. Denn nicht nur dass man von hier die beste Möglichkeit hat Wale, Orkas, Seehunde und Pinguine zu bestaunen, nein wir konnten auch zur Sprachschule gehen.

Unseren ersten Versuch die größten Säugetiere zu sehen, starteten wir am Wochenende. Gemütliche 20km Schotterpiste an den Strand von El Doradillo, wo man die Wale schon vom Strand aus sehen kann. Am Ende der Saison braucht man allerdings viel Glück, was wir nicht hatten.

El Doradillo
El Doradillo

Montags ging dann unser Sprachkurs los. Wir waren auf die irrwitzige Idee gekommen, dass wir dort auch mal Leute kennenlernen. Dem war nicht so, wir waren mit unserer Lehrerin alleine. Unser “Privatunterricht” begann meist schon um 8.30h. Nach unseren 4 Stunden unterricht täglich, dem frühen aufstehen und der guten Kaffeeversorgung plus ab und an hervorragendes Eis, waren wir meist so geplättet, dass wir erstmal Siesta hielten bevor wir uns gen späten Naxhmittag wieder aus dem Zelt bewegten. Hinzu kam noch, dass wir 2 Tage lang laufen mussten, weil das nöxhste Rad Ersatzteile benötigte. Marthas Vorderradnabe hatte den Geist aufgegeben. Der nöchste Fahrradhändler unseres Vertrauens hat uns mehrmals geholfen - “Alpataco”.

Wale, dass ist der Grund warum diese Stadt auch schon im Winter und Frühling vor Touristen platzt. Puerto Madryn liegt nämlich am Zugang zur Halbinsel Valdes. Die Wale - der Südkaper - Ballena franca austral - kommen hierher um ihre Jungen zu gebären und sich erneut schwängern zu lassen. Dass sie genau hierhin kommen liegt an der Form der Halbinsel, die zwei große ruhige Buchten umschließt. Hier können sie in Ruhe ihre Jungen aufziehen und sie leicht an der Wasseroberfläche halten ohne gegen hohe Wellen ankämpfen zu müssen. Die Fettschicht der Jungen ist nich nicht groß genug, als dass sie gechillt an der Wasseroberfläche rumhängen können.

Mutter mit Jungem
Mutter mit Jungem

Neben den Walen hat sich noch eine Orkapopulation hier permanent angesiedelt, die weltweit für ihre Jagdtechnik bekannt ist - sie schwimmen bei Flut auf Sandbänke, tun so als wären sie gestrandet, krallen sich einen Seehund und weg. Darüber hinaus gibt es noch Pinguine, Seehunde und Seeelephanten die hier mehr oder weniger permanent ihr Zuhause haben.

Um diese Naturschauspiele auch sehen zu können, haben wir unser Fortbewegungsmittel mehrmals gewechselt. 300km Schotterpiste ohne Wasser und mit Parkranger die drauf aufpassen, dass man nicht wild zeltet, sind etwas zu viel des Guten fürs Rad. So haben wie uns einen Chevrolet Corsa geliehen um auf die Halbinsel zu gelangen und sind dann mit einem Boot los um Wale zu suchen.

Moritz auf dem Boot
Moritz auf dem Boot

Die Bootstour - Avistaje de Ballena - war ganz ausgezeichnet. Nachdem wir erst im Trüben gestochert haben, haben wir dann mehrere Weibchen mit Jungen gefunden. Bzw. wurden wir von anderen Booten darauf hingewiesen nachdem wir selber keine fanden. Die ganzen Bootstourunternehmen kooperieren nämlich miteinander. Die Firma wo wir zunächst nachfragten war auch voll und hat uns dann an eine andere weiterverwiesen. Eines der Wal-Päarchen beschäftigte sich eine ganze Weile mit uns. Sie scheinen sehr neugierig zu sein. Das Junge schwann mehrmals um unser Boot während die Mutter aufpasste und dabei sogar einmal direkt unter uns durch getaucht ist. Ziemlich beeindruckend, die Haut sieht viel weicher aus als Martha es sich vorstellte und sogar das 4 Monate alte Junge hatte schon Muscheln auf dem Kopf. Anhand dem Muschelmuster können die Tiere identifiziert werden.

Walflosse
Walflosse

Pinguine direkt neben der Straße
Pinguine direkt neben der Straße

Danach ging es dann weiter an die Ostküste der Halbinsel, an die Caleta Valdes. Dort tummeln sich manchmal die Orkas zum Seehunde fressen. Allerdings haben wir trotz 3 Stunden im Wind stehen keine sehen können.

der Tisch ist gedeckt
der Tisch ist gedeckt

Durchgewindet und im Dunkeln sind wir zurück nach hause (Puerto Madryn) gefahren. Gestern haben wir dann unser Zelt wieder abgebaut. Moritz war sogar etwas wehmütig. Demnächst werden wir wohl keinen sonnigen Platz für die Hängematte haben.

Es ging dann zum Hostel 200m vom Busbahnhof entfernt. Von hier wollten wir unsere Abreise mit dem Bus vorbereiten. Als erstes ging es wieder zum Fahrradhändler unseres Vertrauens, der schon wusste, dass wir Fahrradkartons haben wollten. Da er nur noch einen hatte, packte er schnell noch ein anderes Rad für uns aus. Wieder im Hostel machten wir uns daran, die Pedale abzuschrauben. Man sollte ja meinen, dass das kein Problem sein sollte. Beide waren ja erst neulich bewegt. Bei Marthas Pedalen war es auch ein klacks, aber Moritz gerade neu erstandenen Pedale machten zicken. Also zurück zum Fahrradhändler mit dem besseren Werkzeug. Nach viel fluchen, hämmern und Kriechöl, bewegte sich immer noch nix, aber die “Mutter” war runter. Also muss es auch mit Pedale in die Kiste…

Wir sind dann zum Busbahnhofschalter gegangen. Letzte Woche hatten wir dort schon die Infos eingeholt, dass die Busse mehrmals täglich fahren und dass Fahrräder als Cargo mitgenommen werden können. Gestern sah das dann schon anders aus. Der Cargoschalter war geschlossen und am Passagierschalter erfuhren wir, dass Cargo nur Mittwochs abfahre. Aha, vielen Dank für die Infos. Auf Nachfrage hieß es, wir können aber morgen die Busfahrer fragen, ob sie nicht doch Platz für unsere Räder haben.

So kamen wir dann mit gepackten Rädern heute morgen am Bahnhof an. Als Martha nochmal am Schalter fragte, hieß es, dass ginge heute gar nicht. Wir wollten uns aber nicht abwimmeln lassen und entschieden uns auf den Bus zu warten und selber zu fragen. Die ersten Busse lehnten ab, waren aber deutlich freundlicher und hilfsbereiter als die Schaltermenschen. Nachdem wir die meisten Vorräte während des Wartens schon aufgegeseen hatten, bzw Moritz Buch ausgelesen und unsere Hoffnung, dass wir noch mitgenommen werden, auf dem Tiefpunkt war, wurden wir dann doch eingesammelt.

So sitzen wir also jetzt im Bus Richtug Süden und tippen diesen Eintrag. Während dessen sind diverse Tagesetappen an uns vorbeigerauscht.

Viele Tagesetappen gespart
Viele Tagesetappen gespart…

T F G

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